Digitalisierung nicht bremsen – Gestaltung nötig
Auf unserem Stammtisch haben wir uns mit dem Thema „Industrie 4.0 – Herausforderungen und Chancen“ mit besonderem Fokus auf die Beschäftigtenperspektive auseinandergesetzt. Die Digitalisierung ist längst Bestandteil unserer Gesellschaft und in jüngerer Zeit verstärkt in der Industrie angekommen. Industrie 4.0 steht für die zunehmende Digitalisierung von Fertigungstechnik. Letztlich sollen sich zukünftig Anlagen und Maschinen vernetzt selbst steuern. Kunden und Geschäftspartner werden in dieser Smart Factory in die Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse integriert. Dieser Prozess vollzieht sich stetig und evolutionär.
Für die Unternehmen bietet er hohe Potentiale für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Schon heute zeichnet sich jedoch ab, dass die zunehmende Digitalisierung unsere Produktions- und Lebensweise radikal verändern wird. Diese Veränderungen gilt es jedoch zu gestalten. Stephan Kuserau, Mitglied der Denkfabrik, ist als Referent für den Gesamt- und Konzernbetriebsrat des fränkischen Automobilzulieferers Schaeffler zuständig. Wir haben ihn eingeladen und er hat an diesem Abend in seinem Beitrag einen umfangreichen Überblick zum Thema sowie einen Einblick in die Praxis gegeben. Die Frage war vor allem: Mit welchen Konzepten verhindern wir, dass die Beschäftigten ein Anhängsel der cyber-physikalischen Systeme werden?
Ganz klar wurde in der Diskussion, dass es natürlich nicht darum geht, die Digitalisierung zu bremsen, aber sie muss gestaltet werden. Mit der Digitalisierung verändert sich die Arbeitswelt rasant. Einerseits steigen die Chancen beispielsweise für hochqualifizierte Arbeit sowie Ressourcenproduktivität und -effizienz. Andererseits führt sie zu Risiken wie Entleerung von Arbeitsaufgaben oder Crowdsourcing.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen in diese Prozesse des Wandels eingebunden und somit die Digitalisierung human gestaltet werden. Detlev Wetzel, Vorsitzender der IG Metall, hat es im November 2014 auf den Punkt gebracht: „Die vierte industrielle Revolution muss von einer Bildungs- und Qualifizierungsrevolution begleitet werden. Es gilt, die duale Ausbildung zu stärken, um die Facharbeiter der Zukunft mit der digitalen Produktionsweise vertraut zu machen. Wir brauchen auch ein Qualifizierungssystem, das allen Beschäftigten passende Weiterbildungsangebote unterbreitet und die weiterqualifiziert, deren Tätigkeiten von Automatisierung bedroht sind.“
Paper von Stephan Kuserau: Industrie_4.0_Überblick